Definition und Geschichte des Übersetzers und Dolmetschers
Um die Geschichte des Berufsbildes Übersetzer zu verstehen, sollte zunächst definiert werden, was ein Übersetzer genau ist. Bestimmt haben Sie eine Idee davon, doch wenn Sie selbst kein Übersetzer sind oder mit Übersetzern zu tun haben, ist Ihre Idee davon sehr wahrscheinlich von Klischees und Vorurteilen geprägt.
Die meisten Übersetzer sind auch Dolmetscher, da diese Berufsbilder sich sehr ähnlich und daher eng miteinander verbunden sind. Beide sind Sprachmittler, welche einen Text von einer Ausgangssprache in eine Zielsprache übertragen. Der essenzielle Unterschied zwischen den beiden Berufen liegt jedoch hier: ein Übersetzer überträgt fixierte, in der Regel schriftliche Texte, während der Dolmetscher einen gesprochenen Text mündlich oder mittels Gebärdensprache überträgt.
Die Berufsbezeichnungen „Dolmetscher“ und „Konferenzdolmetscher“ sind – im Gegensatz zu Berufsbezeichnungen wie „Arzt“ oder „Notar“ – in Deutschland und in Österreich nicht geschützt, wodurch die Berufsausübung auch ohne eine entsprechende Prüfung möglich ist. Vor missbräuchlicher Verwendung geschützt sind aber mit bestimmten Abschlüssen verbundene Bezeichnungen wie „öffentlich bestellte/r und allgemein beeidigte/r Dolmetscher/in und/oder Übersetzer/in“, „allgemein beeidigte/r und gerichtlich zertifizierte/r Dolmetscher/in und/oder Übersetzer/in“, usw., sowie durch einen Hochschulabschluss erworbene Titel, wie etwa „Diplom-Übersetzer/in“ oder „Diplom-Dolmetscher/in“.
Übersetzen ist eine zielgerichtete sprachliche Tätigkeit. Der Verfasser des Ausgangstextes hat eine bestimmte Mitteilungsabsicht, die den Adressaten in der Zielsprache so vermittelt werden muss, dass die Botschaft des Autors in der beabsichtigten Weise verstanden wird. Dafür genügt es nicht, einfach ein Wort durch ein anderes zu ersetzen: Es müssen Mehrdeutigkeiten, sprachliche Bilder, besondere Assoziationen, die mit Wörtern und Wendungen verbunden sind, die kommunikativen Gepflogenheiten innerhalb eines Sprecherkreises u.v.a.m. berücksichtigt werden. Das können Maschinen nicht in vollem Umfang leisten.
Der qualifizierte Übersetzer analysiert deshalb den vorgelegten Text mit seinem kulturellen Hintergrund sehr genau, berücksichtigt den vorgesehenen Zweck der Übersetzung und arbeitet zielgruppenorientiert für den intendierten Adressatenkreis. Dies setzt u.a. detaillierte Kenntnisse der Quellen und Möglichkeiten zur Beschaffung der erforderlichen Informationen voraus. Insofern ist eine kreative, analytisch-synthetische und kritische Vorgehensweise die Voraussetzung für eine qualifizierte Übersetzung. Übersetzer verfügen daher nicht nur über ausgezeichnete Kenntnisse in zwei oder mehr Sprachen, sondern über weitere Fähigkeiten, die während der Ausbildung gezielt vermittelt und ausgeprägt werden.
Anhand dieser klaren Definition der Begriffe und Bezeichnungen kann man nun besser verstehen und nachvollziehen, wie sich der Beruf im Laufe der Geschichte entwickelt hat.
Die Geschichte des Übersetzens und Dolmetschens liegt noch weitgehend im Dunkeln und bietet noch ausreichend Raum für Forschung. Bereits im alten Ägypten gibt es nachweislich Quellen für die Existenz von Dolmetschern. Unbestritten ist die Bedeutung der Übersetzung für die Zivilisation, denn Kultur verbreitet sich eben mithilfe von Sprachmittlern. Grundlage für die ersten Übersetzungen war die Entwicklung der Schrift. Man darf daher davon ausgehen, dass die Geschichte des Dolmetschens noch länger zurückliegt als jene der schriftlichen Übersetzungen. Schon im antiken Rom gab es erste Diskussionen darüber, wie frei oder wie wortgetreu eine Übersetzung zu sein hat. Im Mittelalter haben der Buchdruck und damit die Verbreitung des Wissens ebenfalls einen wesentlichen Beitrag zur Bedeutungssteigerung der schriftlichen Übersetzungen geleistet. In der Renaissance erhalten Übersetzungen durch die Entstehung der Nationalsprachen eine völlig neue Bedeutung. Die Volkssprachen, deren Nutzungsbereich bisher eingeschränkt war, finden nun auch in der Verwaltung, Literatur, Justiz und Diplomatie sowie in der Philosophie und anderen Wissenschaften Verwendung.
Die Dolmetscher, die das gesprochene Wort übersetzt haben, waren im Laufe der Geschichte oft im Zuge von Kriegshandlungen im Einsatz. Aufgrund ihres Wissens um Tatsachen, über die sie im Laufe von „Gesprächsdolmetscheinsätzen“ Kenntnis erlangt haben, soll es schon mal passiert sein, dass sie als gefährliche Zeugen aus dem Weg geräumt wurden. Im 18. Jahrhundert war der wirtschaftliche Austausch ein großer Motor für die Gründung mehrerer Dolmetscherschulen in ganz Europa in jener Zeit.
Die schriftlichen Übersetzungen erlebten eine weitere Blütezeit in der Romantik, wo die Aufmerksamkeit sehr stark auf die literarische Übersetzung gerichtet war. Berühmte Dichter und Philosophen oder Gelehrte waren nicht nur selbst als Übersetzer tätig, sondern setzten sich auch mit theoretischen Fragen der Übersetzung auseinander.
Geschichte des Übersetzers und Dolmetschers in der Neuzeit
Im 20. Jahrhundert wurde die Welt kleiner, die wirtschaftlichen Beziehungen immer verflochtener. Mit dieser Tendenz einher ging eine zunehmende Professionalisierung des Berufs des Übersetzers und Dolmetschers. Ausbildungsstätten und Berufsverbände entstanden, die Anzahl der technischen Übersetzungen und anderer Fachübersetzungen stieg rasant an.
Mit dem technischen Fortschritt trat auch das Dolmetschen in ein neues Zeitalter ein: dank Technik entstand die Variante des Simultandolmetschens. Einer breiten Öffentlich bekannt geworden ist diese neue Art des Dolmetschens spätestens im Zuge der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse, die simultan gedolmetscht wurden.
Somit wird es deutlich, dass Übersetzen und Übersetzer sein bedeutet, nicht nur Sprachen perfekt zu beherrschen, sondern auch die Kultur der jeweiligen Sprachen tiefgründig zu kennen. Übersetzer und Dolmetscher sind also Experten nicht nur für Sprachen, sondern auch für Kulturen, Länder und deren Institutionen, und Systeme der Wirtschaft und Politik. Nun werden Sie verstehen, weshalb diese Berufe von Personen ohne eine entsprechende Bildung bei Weitem nicht so adäquat, professionell und korrekt ausgeübt werden können. Wenn Sie also eine qualitativ hochwertige Übersetzung oder Verdolmetschung benötigen, wenden Sie sich an einen professionellen Übersetzer oder Dolmetscher.